Moralischer Konflikt in der Pflege
Ein Beitrag von Stephan Marcinek
Wie sieht die Entwicklung in der Pflege aus?
In der Schweiz arbeiten rund 155.000 Personen in der Pflege, und dennoch fehlen heute laut Bundesverband etwa 7.700 Pflegende. Prognosen zufolge wird dieser Mangel bis 2030 auf etwa 65.000 Pflegekräfte anwachsen. Diese alarmierende Entwicklung wirft nicht nur Fragen zur Gesundheitsversorgung auf, sondern beleuchtet auch einen tiefen moralischen Konflikt in der Pflege.
Der Pflegeberuf erfordert eine gute Balance zwischen dem, was notwendig ist, um eine qualitativ hochwertige Betreuung zu gewährleisten, und dem, was tatsächlich möglich ist, angesichts der personellen und materiellen Ressourcen. Diese Diskrepanz wird für viele Pflegekräfte zur täglichen Herausforderung und löst bei vielen ein ethisches Dilemma aus.
Ich habe mit Pflegenden gesprochen, die sich schweren Herzens von ihrem Beruf und ihrer Leidenschaft verabschieden mussten:
„Es war nicht mehr tragbar. Die Überstunden, der ständige Druck, die immer grösser werdende Verantwortung bei immer weniger Personal – irgendwann konnte ich nicht mehr.“
Aber auch mit Menschen, die heute noch voller Freude dabei sind:
„Natürlich macht mir mein Beruf Spass. Ich weiss allerdings nicht genau, wie lange ich das noch möchte.“
Was hat sich in den letzten Jahren eigentlich verändert?
Steigende Anforderungen & Komplexität der Pflege
Mit der Altersentwicklung der Bevölkerung und dem Anstieg chronischer Erkrankungen sind hochspezialisierte Anforderungen und die damit verbundene Komplexität der Pflege gestiegen.
Wachsende Bürokratie und administrative Aufgaben
Verbesserte Technologien und Digitalisierung haben zwar positive Auswirkungen, Pflegekräfte verbringen jedoch immer mehr Zeit mit Dokumentation und Verwaltungsarbeiten, was die Zeit für die eigentliche Pflege reduziert.
Zunehmender Personalmangel
Der Personalmangel in der Pflege hat sich in den letzten Jahren erheblich verschärft. Trotz der steigenden Nachfrage nach qualitativ hochstehenden Pflegeleistungen nimmt die Anzahl der verfügbaren Pflegekräfte konstant ab.
Ein ethisches Dilemma
Die Pflege ist weit mehr als nur ein Job. Es erfordert Hingabe und Mitgefühl für den Menschen. Doch der wachsende Mangel an Personal und dem damit verbundenen Druck, macht es vielen unmöglich, ihre Arbeit mit der nötigen Sorgfalt und Empathie auszuführen. Dies führt nicht nur zu körperlicher und seelischer Erschöpfung, sondern auch zu einem Gefühl des Versagens wenn man regelmässig nicht mehr fertig wird, mit seiner Arbeit.
Ständig entscheiden zu müssen, was nun gerade die höchste Priorität hat und was warten muss, löst auf Dauer eine zusätzliche Belastung aus. Ein moralischer Konflikt, sprich ein ethisches Dilemma. Im Kern dieses Moralischen Konflikts steht also die Herausforderung, immer wieder die richtige Balance zu finden, zwischen den Anforderungen der Pflege und den verfügbaren Ressourcen.
Aus meinen Beobachtungen und den Rückmeldungen der Pflege-Teams bleibt die Erkenntnis, dass das bestehende System nicht mehr lange funktionieren wird und dringende Massnahmen erfordert. Heute.
Ihr Stephan Marcinek
Darf ich mich kurz vorstellen
Mein Name ist Stephan Marcinek und ich habe in den letzten Jahrzehnten wertvolle Erfahrungen in verschiedenen Alterseinrichtungen, Rehakliniken und Spitälern gesammelt. Anfangs als Pflegefachperson, dann als Führungsperson, später als Berater für Gesundheitsorganisationen.
In diesem Zusammenhang bestand meine Tätigkeit darin, «Führung auf Zeit» zu übernehmen, damit bestehende Management-, Organisations- & Teamprozesse evaluiert und richtig umgesetzt werden.
2017 habe ich Klaroweb gegründet, da mir aufgefallen ist, dass sich gerade «Gesundheitsinstitutionen» bei verschiedenen Themen noch eher schwer tun, was sehr schade ist.
Heute bietet Klaroweb die optimale Balance zwischen Gesundheitswesen & Digitalisierung, indem wir Gesundheitsanbieter in allen Disziplinen, welche in direkter oder indirekter Weise mit dem Thema «Digitalisierung» in Zusammenhang stehen, unterstützen. Sprechen Sie mit mir, damit wir uns über Ihre Ideen und Ziele austauschen können.
Ihr Stephan Marcinek
Geschäftsführer, Inhaber